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Elternbriefe zur religiösen Erziehung - Konzeption

Das Projekt will Eltern von Kindern bis zum 6. Lebensjahr in ihrer religiösen Erziehung begleiten und unterstützen. Die Unterstützung erfolgt über Elternbriefe, die per Email zugestellt werden.

Interessierte Eltern melden sich für den Bezug der Elternbriefe mit ihrer Emailadresse und dem Geburtsdatum ihres Kindes im Internet an. Sie erhalten dann vierteljährlich sowie zu Weihnachten einen E-Mail-Elternbrief im Umfang von etwa 2-3 Seiten zu den für das jeweilige Alter des Kindes relevanten Fragen der religiösen Erziehung. Die Alterszuordnung ist nur grob vorgenommen worden, es werden auch vorausschauend Fragen thematisiert. Insgesamt stehen 24 reguläre und 6 zusätzliche Weihnachtsbriefe zur Verfügung.

Wir wissen: Väter und Mütter sind weithin für religiöse Erziehung aufgeschlossen. Sie haben aber selbst wenig Vorstellungen davon, wie sie gestaltet werden kann. Gefragt sind wohl weniger umfassende Gesamtkonzepte, als vielmehr kleine Schritte, die ihren Ort im alltäglichen Miteinander von Erwachsenen und Kindern haben. Deswegen wurde die Form der vierteljährlichen Briefe gewählt.

Angesprochen sind also Eltern, die in ihrem Nachdenken über Erziehung auch für religiöse Bezüge aufgeschlossen sind. Der Blick ist auf die so genannte Familienreligiosität gerichtet und sucht den Kontakt zur christlichen Überlieferung konsequent von den Bindungen des Kindes an seine Bezugspersonen, von seinen Erfahrungen und Lebensräumen her. Eltern werden ermutigt, sowohl über eigene Erinnerungen solche Zugänge (wieder) zu entdecken als auch von den Erfahrungen des Miteinanders ausgehend religiösen Intentionen Aufmerksamkeit zu schenken. Das schließt kritische Einstellungen gegenüber kirchlichen Traditionen nicht aus. Sondern es regt an, auch mit solcher Einstellung nach elementaren religiösen Bedürfnissen kleiner Kinder zu fragen.

Die Texte geben Anstöße zum Nachdenken über erzieherische Aufgaben, immer eng verbunden mit konkreten Anregungen für den Alltag.

Inhaltliche Konzeption

Möglichst nah am jeweiligen Alter des Kindes werden relevante Fragen und Themen aufgegriffen.

Altersspezifische Themen

  • Im 1. Lebensjahr geht es um die eigene Einstellung der Eltern zum Kind, vom Wahrnehmen seiner Einmaligkeit zu dessen Bedürfnis nach Vertrauen und Geborgenheit. Solche Erfahrungen werden dann später unter dem Aspekt der Gottesbeziehung des Kindes wieder aufgenommen.

  • Im 2. Lebensjahr stehen Rituale im Vordergrund, in denen Kinder sowohl die Religiosität ihrer Bezugspersonen erleben, als auch aktiv solche Rituale mitgestalten.

  • Im 3. Lebensjahr geht es mit der zunehmenden Sprachfähigkeit des Kindes um konkrete Inhalte, sei es im Blick auf Gebete als auch Fragen zu Nikolaus und Osterhase.

  • Im 4. Lebensjahr ziehen die Entdeckungen in der Welt des Religiösen weitere Kreise, vom Kirchenraum über die Fragen nach Leben und Tod bis zum Erleben der Natur als Schöpfung Gottes.

  • Im 5. Lebensjahr kommen mit den Fragen der Kinder auch die „sperrigen“ Themen des Glaubens zur Sprache: Gott ist nicht immer „lieb“; Menschen glauben auf ganz unterschiedliche Weise.

  • Im 6. Lebensjahr schließlich wird der Blick auf den Übergang zur Schule gerichtet: Was bedeutet Bildung in der religiösen Sicht? Welche Aufgaben hat der Religionsunterricht in der Schule?

  • In ähnlicher Weise spannen die Weihnachtsbriefe einen Bogen durch die Jahre hindurch: Vom Kindsein Jesu, der Wertschätzung des Kindes über die Bedeutung weihnachtlicher Rituale bis zu den Geschichten, die zur Weihnachtskrippe gehören.

Wiederkehrende Aspekte

Unter jeweils veränderten Fragestellungen kehren Grundthemen religiöser Praxis und christlicher Überlieferung in den Ausführungen immer wieder:

  • Die eigene Haltung der elterlichen Bezugspersonen kommt immer wieder zur Sprache: von der Beziehung zum Kind über unterschiedliche religiöse Bindungen in der Familie bis zur inneren Bereitschaft zu Gesprächen über religiöse Inhalte und weiter zum Miteinander mit anderen Vermittlern religiöser Inhalte in Kindergarten, Kirche, Schule.

  • In der Gebetserziehung spannt sich ein Bogen von der Atmosphäre des Betens über Gebetsinhalte und Gebetssprache bis zu kritischen Infragestellungen des Betens.

  • Überlegungen zum Umgang mit biblischen Geschichten führen vom Kennenlernen elementarer Intentionen über den Gebrauch von Kinderbibeln bis zu einem kindgemäßen Profil der Person Jesu.

  • Immer wieder wird auf kirchliche Angebote aufmerksam gemacht: Vom Nachdenken über die Taufe zum Kennenlernen des Kirchenraums, weiter zur Palette spezifischer Gottesdienste und Veranstaltungen für Kinder bis hin zum Religionsunterricht. Dabei kommt auch die Existenz anderer Religionen zur Sprache.

  • In allem sind die Kinder selbst der Ausgangspunkt aller Anregungen. Mit ihrem Bedürfnis nach Geborgenheit, mit ihrer Neugier, in der sie religiösen Überlieferungen begegnen, mit ihren oft so tiefschürfenden Fragen und auch Zweifeln.

 

Geburtstag und Weihnachten

Jeweils zwei Briefe im Jahr widmen sich den Festen, an der Familienreligiosität ihren besonderen Ort hat. Das ist zum einen der Geburtstagsbrief. Ab dem dritten Lebensjahr enthält er auch eine ausgeführte Nacherzählung einer biblischen Geschichte, deren roter Faden jeweils die Wertschätzung des Kindes in seiner Eigenständigkeit und Einmaligkeit ist. Die Weihnachtsbriefe schließen den Reichtum christlicher Überlieferungen unter dem Aspekt des Feierns in der Familie auf: die Symbolik des Christbaums kommt zur Sprache wie die Weihnachtsbäckerei und die Herkunft unserer Weihnachtskrippen.

 

Autorenschaft

Prof. Dr. Frieder Harz lehrte Religionspädagogik an der Evangelischen Fachhochschule Nürnberg. Er war Beauftragter für religiöse Erziehung von 0 – 6 Jahren der evang.-luth. Kirche in Bayern. Prof Harz hat zahlreiche Arbeitshilfen und Artikel zur religiösen Erziehung kleiner Kinder verfasst und ist seit vielen Jahren als Referent bei Fortbildungen und Vorträgen zur religiösen Erziehung in Kindertagesstätten tätig.

Das Projekt wurde initiiert von der Evangelischen Aktionsgemeinschaft für Familienfragen (eaf) Bayern unter der Federführung von Helmut Neuberger, dem damaligen Geschäftsführer der eaf bayern und Referent für Familienarbeit im Diakonischen Werk Bayern.